преса

Автор: Гаврилів Тимофій
Видання: Deutschlandfunk

Die Ukraine ist ziemlich bunt

"Die Ukraine ist ziemlich bunt"
KULTUR HEUTE / Beitrag vom 08.03.2014

Putin lässt die Muskeln auf dem Rosenmontagszug in Düsseldorf spielen. (dpa picture alliance / Roland Weihrauch)

Der ukrainische Schriftsteller und Übersetzer Timofyi Havryliv sagt, die kulturelle Vielfalt und zivilgesellschaftliche Fortschrittlichkeit kommt in der gegenwärtigen Diskussion über die Ukraine zu wenig zum Zuge. Er plädiert dafür, kulturellen Reichtum und Vielfalt in dem Land zur Kenntnis zu nehmen.

Michael Köhler: Mit weniger heiteren Kulturkonflikten machen wir weiter. Der ukrainische Schriftsteller und Übersetzer Timofiy Havryliv sagt, die kulturelle Vielfalt, die zivilgesellschaftliche Fortschrittlichkeit kommt in der gegenwärtigen Diskussion über die Ukraine zu wenig zum Zuge. Er plädiert dafür, den kulturellen Reichtum, die Vielfalt in dem Land doch besser zur Kenntnis zu nehmen, zu würdigen. Dazu zählt etwa, auch mehr Befugnisse auf kommunaler Ebene zu ermöglichen. Das ist modernes Denken und steht offenbar im Widerspruch zu den postsowjetischen Autokratien. - Ich habe ihn zuerst gefragt: Die Ablehnung des Assoziierungsabkommens mit der EU war ja letztlich der Auslöser für die Proteste der Bevölkerung auf dem Kiewer Maidan. Dahinter steht der ganz verständliche Wunsch nach einer normalen Leben in Recht, Ordnung und Freiheit. Geht es als gar nicht so sehr um den Konflikt zwischen europäischer und eurasischer Kultur?

Für die Menschen in der Ukraine geht es um besseren Lebensstandard

Timofiy Havryliv: Für die Menschen in der Ukraine geht es in erster Linie um einen besseren Lebensstandard, um ein anderes Modell des gesellschaftlichen und des staatlichen Lebens. Es geht um die Bekämpfung der Korruption in erster Linie.

Köhler: Wie heterogen – und dies meine Frage – ist eigentlich die Bevölkerung? Wie heterogen ist die Kultur des Landes selber? Weil wir sprechen immer so von der Ukraine. Das ist, glaube ich, nicht richtig so?

Havryliv: Die Ukraine ist ziemlich bunt. Alleine dieser Umstand, dass die Ukraine aus verschiedenen kulturellen Traditionen besteht, widerlegt diese Sichtweise einer Grauzone. Ich glaube, wenn man die Welt ohne Menschen sieht, nur als ein Schachbrett, dann kann die Ukraine manchmal auch als eine Grauzone vorkommen. Aber es ist ein junges, modernes, dynamisches Land, das nach einem Modell für sich sucht und schon weiß, was es möchte. Die ersten, glaube ich, Reformen werden dann bald schon endlich kommen. Die Ukraine ist ziemlich bunt und das ist ein großer Vorteil, aber die politischen Eliten haben in der Vergangenheit, auch bis heute – der letzte, der das zu krass ausgenutzt hat, war Janukowitsch – diese Vorteile immer wieder versucht, in Nachteile zu verwandeln, indem sie die Menschen in einem Teil der Ukraine gegen die Menschen in einem anderen Teil der Ukraine einzustimmen versuchten, was eigentlich nicht gelungen ist. Wir haben auch im Laufe der letzten Ereignisse gesehen, dass auf dem europäischen Maidan in Kiew die Vertreter aller Ethnien, Religionsbekenntnisse, Kulturlandschaften, die es in der Ukraine heutzutage gibt, gestanden haben, und wie gesagt: sie haben diesen einen gemeinsamen Nenner: Ihre Heimat, die Ukraine, die sie umgestalten wollen, und sie und wir – ich bin auch Ukrainer -, wir haben ein gutes Recht dazu, aus der Ukraine ein modernes Land zu machen. In der Ukraine ist eine politische Nation im Entstehen und diese Multikulturalität ist ein ziemlicher Vorteil. Das finde ich ziemlich toll. Ich glaube, das, was die Ukraine braucht, ist mehr Befugnisse für die Städte, für die Kommunen, für die lokale Ebene sozusagen. Das hat alles das Regime von Janukowitsch vernichtet. Das müssen wir zum Teil zurückhaben und zum Teil neu einführen, dass die Menschen wo sie leben auch viel mehr mit entscheiden können. Da sehe ich einen Ausweg.

Köhler: Wenn Sie, sagen wir mal, die Bevölkerung eines Hauses beschreiben würden, auch als Schriftsteller oder Poet, woraus setzt die sich in Lemberg oder in Kiew zusammen?

Symbol: Die Brücke der Liebenden in Kiew

Havryliv: In Lemberg setzt sie sich daraus zusammen, dass es ziemlich viele Theater-, Literatur-, Musikfestivals gibt, wo Lemberger aus verschiedenen Ecken kommen, wo viele Menschen aus der ganzen Welt anreisen, und Lwiw profiliert sich als eine offene Stadt und wenn man nach Lwiw kommt, wird man fast mit einer jeden europäischen Sprache mehr oder weniger auskommen und zurechtkommen. Ich würde dann eher ein anderes Bild in Betracht ziehen: die Brücke der Liebenden in Kiew. Diese Brücke war beim letzten Konflikt zwischen den Menschen und dem Regime ziemlich stark vom Brand beschädigt und die Menschen vom europäischen Maidan in Kiew haben das eigenständig, auf eigene Kosten jetzt renoviert. Das ist für mich das Symbol: Die Brücke als etwas, was verbindet, was verbindet das bunte und unterschiedliche zu einer bunten Ganzheit, und das finde ich toll. Das ist die Brücke, die ich jedes Mal, wo ich in Kiew bin, besuche.

Köhler: Multikulturalität als Vorteil in der Ukraine – der Schriftsteller und Übersetzer Timofiy Havryliv war das.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

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